13.11.2014: Das Wächtersbacher Schloss hat eine gute Zukunft
Großes Interesse herrschte an der Infoveranstaltung - Bürgermeister, Architekt und Denkmalschutz standen Rede und Antwort
Wächtersbach. Den Wächtersbachern ist ihr Schloss nicht egal, das zeigte das große Interesse an der Infoveranstaltung diese Woche in der Heinrich-Heldmann-Halle. Die Stadt Wächtersbach hatte eingeladen und ca. 250 Bürgerinnen und Bürger sind gekommen. Im voll besetzten großen Saal erhielten die Gäste jede Menge Informationen - und auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen, wurde rege genutzt.
Zunächst lieferte Bürgermeister Andreas Weiher Informationen über den aktuellen Stand und zeigte in anschaulichem Bildmaterial auf viele Einzelheiten im Vergleich zu früher und heute. Alle waren der Meinung, auch wenn Außen „noch nicht viel zu sehen ist, Innen ist schon viel geschafft worden“. Allein über 50 Großcontainer an Schutt wurden in den letzten Monaten gefüllt. Die Bilder zeigen die Veränderungen eindeutig: die Sicherungsmaßnahmen an den erhaltenswürdigen Freitreppen, Kaminen, Aufzügen und Türbogen, die Entkernung und Entrümpelung aller Stockwerke, die Sicherung und Dokumentierung der denkmalgeschützten Bereiche sowie die Vermessungsmaßnahmen. Die Bilder zeigen lichtdurchflutete leere Flure und Stockwerke und lassen die zukünftigen Möglichkeiten einer Neugestaltung und Neubelebung deutlich werden.
Über die Ergebnisse der Archivrecherche in den alten Schriftstücken in Büdingen, dank der Unterstützung durch den Geschichtsverein Wächtersbach sowie die restauratorischen Untersuchungen im Gebäude konnte Restauratorin Franziska Ihle-Wirth in ihrem Vortrag viele interessante Details weiter geben. So sind verbaute Holzbalken in das Jahr 1664 zuzuordnen, die ursprüngliche Burg war L-förmig aufgebaut und an allen Seiten wurden in den folgenden Jahrhunderten Gebäudetrakte angebaut, auch gab es einen mit Wasserdruck betriebenen Personenaufzug und einen Speisenaufzug. In alten Schriftstücken ist am 25.10.1520 die Weihe der ehemaligen Kapelle dokumentiert, alte Handwerkerrechnungen für die ehemalige Zugbrücke gibt es aus dem Jahr 1531, ein Türsturz trägt das Datum 1613, nachweislich wurde im Jahr 1645 der Lichthof gepflastert. Alte Grußkarten zeigen das imposante Bauwerk in verschiedenen Zeitepochen und Perspektiven, insbesondere fällt die prächtige Auffahrt (heute aus der Richtung Parkplatz/Verkehrsbüro kommend) auf: über einen Damm auf einer langen Geraden erreichen die Kutschen das Schloss. Im Jahr 1939 zerstörte ein schlimmer Brand den ganzen Dachstuhl, die Fürstenfamilie zog nach Büdingen, der Aufbau erfolgte bis 1943, das Schloss wurde Auffanglager für Flüchtlinge und Seniorenheim für Frankfurter Bürger. Seit dieser Zeit wurde für den Erhalt nichts mehr getan, das Schloss blieb sich selbst überlassen, die jeweiligen Besitzer investierten nicht – es begannen Stillstand und Verfall.
Doch mit dem Besitzerwechsel kam neuer Schwung in das Gebäude. Familie Bruch hat das Schloss gekauft und seitdem wird dort gearbeitet und entwickelt. Endlich ist das Schloss auf einem guten Weg – dies zeigten eindeutig die Ausführungen im dritten Teil der Info-Veranstaltung. Dipl.-Ing.Architekt Alfred von Soden führte die Gäste in seinem Bildvortrag durch das gesamte Schloss und zeigte die Nutzungsmöglichkeiten des großen Gebäudetraktes vom Keller bis ins Dachgeschoss auf. So werden in die großzügigen Räume zukünftig nicht nur die Rathausverwaltung einziehen können. Der Längsbau in Richtung Schloßgarten wird für eine Gastronomienutzung ausgebaut, mit Rampe und Terrasse für die Gästebewirtung. Der Gebäudetrakt auf der Spielplatzseite wird für Veranstaltungen vorgesehen mit einem Saal für bis zu 199 Gäste. In dieser Gebäudeseite wird ein zweites Treppenhaus aufgebaut – nicht nur zur besseren Erschließung der Gebäudeteile sondern auch aus brandschutztechnischen Gründen. Weiterhin werden alle öffentlichen Gebäudeteile barrierefrei erschlossen, so Architekt von Soden in seinen umfangreichen Ausführungen. Auch in den zukünftigen Rathaustrakt konnten die Zuschauer einen visuellen Blick werfen, einschließlich „in das vermutlich zukünftige Bürgermeisterzimmer“.
In der anschließenden Fragestunde interessierten sich die Bürger nicht nur für Einzelheiten rund um das Schloss, dessen Kosten, die zukünftigen Besitzverhältnisse und wann man denn auf der Terrasse im Schlosskaffee den ersten Kuchen essen könne. Auch die Reste der eingestürzten Stadtmauer, die Zukunft des Brauereigeländes und des alten Rathausgebäudes wurden erfragt.
Man war sich einig, dass dies nun die einmalige Gelegenheit für Wächtersbach sei, seine Geburtsstätte, das Schloss, so prägend für die Stadt, als wertvolles Wahrzeichen zu erhalten, mit neuem Leben zu füllen und sinnvoll zu nutzen. Dies habe man dem Besitzer Familie Bruch zu verdanken. „Von dort gehen die richtigen Impulse aus, dort ist Planungsqualität vorhanden, die Stadt ist immer eingebunden in die weiteren Entwicklungsschritte. Das Schloss hat Kriege, Brände, Pest und Cholera erlebt und viel überstanden, wir haben jetzt die einmalige Gelegenheit für eine positive Innenstadtentwicklung“, fasst Bürgermeister Andreas Weiher zufrieden zusammen …und das passende Schlusswort kam aus dem Saal von Frau Mecke und wurde mit Applaus bedacht: Sie bedankte sich für die gute Entwicklung des Schlosses und richtete ihren Dank an die Verantwortlichen, Dank für die Wertschätzung, die der Altstadt Wächtersbach dadurch zuteilwerde.